Altes Forsthaus Aachen
Erbaut im Jahr 1907 als Forstamt und Wohnhaus des Forstamtsdirektors, erzählt das Alte Forsthaus in der Monschauer Straße 12 von Aachens verwurzelter Geschichte im Dienst der Natur. Nach liebevoller Sanierung durch Herrn Dieter Kloubert wurde das denkmalgeschützte Haus 2005 zur kreativen Wirkungsstätte umgestaltet und lebt seit dem 1. Mai 2025 mit dem Einzug des Ingenieurbüros Witte und Immobilien Walz als Ort neuer Ideen weiter.
Forstamt Aachen Siegel
Lage
Das Alte Forsthaus befindet sich im Süden Aachens an der Monschauer Straße 12 im Stadtteil Burtscheid. Das Gebäude liegt am Rande des Aachener Walds im Bereich der historischen Siedlung Siegel, deren Name sich von der dort früher betriebenen Ziegelproduktion ableitet. Das Alte Forsthaus ist heute ein Ort kreativer gewerblicher Nutzung, der auf eindrucksvolle Weise Geschichte und Gegenwart miteinander verbindet.
Historische Einordnung
Im Jahr 1907 wurde das Alte Forsthaus durch den damaligen Stadtbaurat errichtet. Bis 2003 diente das Anwesen als Sitz des städtischen Forstamts sowie Wohnhaus des jeweils amtierenden Forstamtsdirektors.
Im Jahr 2003 veräußerte die Stadt Aachen das Anwesen. Dass die Stadt als Eigentümerin des alten Forsthauses auf Siegel damals sagte: „Wenn wir es schon verkaufen, dann nur an jemanden, der uns mit einem Nutzungskonzept überzeugen kann.“ – das war der Glückstag für das alte Schmuckstück.
In der Folge ließ der neue Eigentümer, Dieter Kloubert, das Gebäude umfassend sanieren und zwischen 2003 und 2005 zu einem Bürogebäude umbauen, in dem zunächst eine Werbeagentur betrieben wurde.
Denkmalstatus
Das Alte Forsthaus ist in der Denkmalliste der Stadt Aachen als Baudenkmal eingetragen. Es gilt als erhaltenswertes Beispiel für früh-20. Jahrhundertliche Verwaltungsarchitektur im Heimatstil und spiegelt städtebauliche, architektonische und historische Werte wider.

Denkmalnummer | 05334002 A 01107 |
Adresse | Monschauer Straße 12 |
Koordinaten | 295368 5626135 |
Eintragung | 29.08.2003 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Kataster | Flurstück: Gem.: Burtscheid Flur: 4 Flurst.: 1422 |
Merkmale | erbaut 1907 (Stadtbaurat); zweigeschossig; im Heimatstil gestaltete verputzte Fassade mit Biberschwanzziegeln gedeckter Mansarddachfläche. Ursprünglicher Stallanbau zu Büro ungenutzt; hochrechteckige sprossierte Fenster mit Kämpfer und Schlagläden. Saal des Forstausschusses mit Holzvertäfelung im ersten Obergeschoss. Treppe von Erdgeschoss zu ersten Obergeschoss an der Hausaussenecke; vom ersten Obergeschoss zum Dach in der Hausmitte liegend. |
Begründung | Gem. § 2 (1) DSchG NRW sind Denkmäler Sachen, Mehrheiten von Sachen und Teile von Sachen, an deren Erhaltung und Nutzung ein öffentliches Interesse besteht... |
Schutzumfang | Siehe Lageplan, der Bestandteil der Eintragung ist. |
© Copyright | Stadt Aachen |

Forsthaus Aachen Siegel
Auszug aus der Eröffnungsrede durch Herrn Dieter Kloubert
"Man kann auch neu bauen, aber der Wunsch das charmante "Alte" mit Kreativität zu Neuen zu führen, war größer als der Pragmatismus eines Neubaus. Bis vor kurzem sah man hinter dem weißen Schild Forstamt, ein altes Haus, das ganz vage nur für das aufmerksame Auge des fachkundigen Betrachters an die vergangene Schönheit erinnerte. Es erschien traurig, weil vielleicht ein wenig vernachlässigt. Nur einige fleißige Forstleute hielten die Stellung und wachten über das Wohl des Waldes. Sie sind in Ihr neues Domizil nebenan gezogen und jetzt meine Nachbarn, denn der Wald braucht immer wieder Kraft und motivierte Leute.“


Baugeschichte und Architektur
Das 1907 errichtete Alte Forsthaus ist ein zweigeschossiges Landhaus mit erkennbaren Anklängen an den Heimatstil bzw. reformierten Landhausstil, der insbesondere zu Beginn des 20. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum verbreitet war und eine Reaktion auf die zunehmende Industrialisierung und Verstädterung darstellte. Ziel war eine Rückbesinnung auf regionale Bautraditionen und eine naturnahe Formensprache. Der Wunsch nach Ursprünglichkeit, Naturverbundenheit und "deutscher Bauweise" zeigt sich in der Wahl der Materialien, Proportionen und Gestaltungselemente.
Das Alte Forsthaus weist typische Merkmale des frühen 20. Jahrhunderts im Heimatstil auf: eine weiß verputzte Fassade, ein steil geneigtes Mansarddach mit rotbraunen Biberschwanzziegeln sowie regelmäßig gegliederte Sprossenfenster mit Schlagläden. Naturstein und Ziegelflächen im Sockelbereich unterstreichen die Verbindung zur regionalen Bauweise.


Architektonische Merkmale:
- Dachform: Das Hauptgebäude besitzt ein steil geneigtes Satteldach mit rotbraunen Biberschwanzziegeln, was typisch für Landhäuser und reformierte Architektur des frühen 20. Jahrhunderts ist. Der Giebel tritt dominierend nach vorne und ist schlicht, aber monumental gestaltet.
- Fassade: Die Fassade ist weiß verputzt, was auf eine klassisch-moderne Ästhetik hindeutet. Im Giebelbereich wurde auf ornamentale Details weitgehend verzichtet. An der rechten Gebäudeseite erkennt man einen aufgesetzten Risalit mit axialer Gliederung durch Fenster und Eingang.
- Fenster: Die Fenster sind regelmäßig gegliedert, mit weißen Rahmen und dunkelblauen Fensterläden, die einen malerischen Kontrast bieten und zugleich funktional sowie stilprägend für den Heimatstil sind. Die Sprossenfenster unterstreichen das traditionelle Erscheinungsbild.
- Materialität: Neben Putz wurden auch Naturstein (Sockelzone, kleine Mauerteile) und Ziegel verwendet. Die Materialkombination deutet auf eine Verbindung von regionaler Bautradition und moderner Nutzung hin.
- Eingangsbereich: Der historische Eingang ist leicht zurückgesetzt und durch einen Glasanbau moderner Architektursprache ergänzt worden, der nachträglich als Funktionsanbau hinzugefügt wurde. Diese bauliche Ergänzung steht in bewusstem Kontrast zur traditionellen Hauptstruktur.


Als das städtische Forstamt und Forsthaus Siegel an der Monschauer Straße 2002 an einen privaten Investor verkauft wurde, war es in einem beklagenswerten Zustand. Und doch wollten der Bauherr Kloubert und die Architektengruppe Ziegelmayer-Kayser in jedem Fall auch während der Sanierung den Charme des alten Gebäudes erhalten und bewusst die denkmalwerte Substanz mit in die Umbauten einbeziehen. Die behutsame Modernisierung fügte dem Haus nur einen modernen Akzent, als bewussten "Stilbruch" zu: den Zwischenbau über dem alten Innenhof mit einem anthrazitfarbenen Metallrahmen und großen Glasflächen, der als Büro dient. Im Anschluss wurde das Haus im 250m² großen Erdgeschoss vom Bauherrn als Büro genutzt. Im 150m² großen 1. OG wurde eine private Geburtspraxis eröffnet und unter dem Dach entstand über zwei Geschosse eine 100m² große Maisonettewohnung. Alle Umbauten wurden zwischen August 2003 und April 2004 in enger Absprache mit der Denkmalpflegerin unternommen. Sie hatte auch gegen die Umgestaltung des einstigen Jägerzimmers im 1. OG nichts einzuwenden, welches fortan als Entbindungsraum diente.
Nach dem Verkauf des ehemaligen Forstamtsgebäudes haben die Mitarbeiter des Gemeindeforstamtes an der Monschauer Straße mit einem Holzhaus auf ihrem Betriebshof in unmittelbarer Nachbarschaft ein neues Domizil gefunden. Am 12. Mai 2003 begann der Betrieb des Forstamtes Aachens in den neuen Räumlichkeiten in der Monschauer Straße 6.
Innenansichten des Alten Forsthauses
Altes Eichenholzparkett wechselt sich mit neuem Blausteinboden ab. Der verrät seine Modernität durch kleine Glasfasern, die stecknadelkopfgroß Licht aus dem Stein treten lassen – eine effektvolle Gestaltung, die den Ganglinien im Haus Nachdruck verleiht.
Ein überdachter Innenhof mit einem Glas-Stahl-Bau wurde behutsam hinzugefügt. Dieser schmiegt sich wie ein Tortenstück an das bestehende Gebäude. Der ursprüngliche Fassadenputz ist erhalten geblieben, lediglich geweißt. Geschwungene Wände im Altbau nehmen die Rundungen des neuen Teils auf. Große Fenster, kleine Türen, alte Holzdielen und Reste alter Wandmalereien prägen das Bild.
- Motto: „Ab jetzt werden die kreativen Konzepte und die Klenkes im Aachener Wald geboren!“
- Wo einst der Forstamtsdirektor residierte und später kreative Ideen Wurzeln schlugen, wächst heute Neues heran.
- „Das Alte Forsthaus lebt weiter – als Heimat für Visionen, getragen von Geschichte und gestaltet von der Zukunft.“
- Ein Forsthaus verdient Respekt. Deshalb wurde so viel wie möglich von dem alt ehrwürdigen Stil beibehalten.

Umbauhistorie
Ein ursprünglicher Stallanbau wurde zu Büroräumen umgebaut, derzeit jedoch nicht genutzt. Hochrechteckige sprossierte Fenster mit Kämpfer und Schlagläden prägen das Bild.
Besitzer Dieter Kloubert überzeugte die Stadt mit einem behutsamen Umbaukonzept. Gemeinsam mit Architekt Wolfgang Ziegelmayer wurde lange geplant, gezeichnet und verworfen, bis das passende Konzept für das Jugendstilhaus an der Monschauer Straße stand – umgeben vom Wald.
Beim Tag der Architektur in NRW wurde deutlich: Altes bleibt alt, Neues ist klar als solches erkennbar.
Veränderungen seit 1966
Nach dem Auszug von Hammacher wurde 1966 umgebaut:
- Die alte Küche wurde 1975 durch einen Durchbruch zum Chefzimmer umgewandelt.
- Ein kleines Fenster der ehemaligen Speisekammer wurde durch ein symmetrisch passendes Fenster ersetzt.
- Der Windfang wich einer Holzfachwerkwand zur neu gebrochenen Kellertreppe.
- Der alte Außenzugang zum Keller wurde zugemauert.
- Das Glas-Eisendach verschwand.
- Im Obergeschoss wurden Holzfliesen mit Teppich bedeckt, Wandverkleidungen z. T. angestrichen.
- Der hintere Schlafraum erhielt moderne Großfenster und ein Douglasien-Holzgeländer.
- Im oberen Flur wurde eine Glastrennwand entfernt, im vorderen Schlafzimmer Einbauschränke erstellt.
- Die Tür zwischen Besprechungs- und Schlafraum wurde geschlossen.
- Im oberen Bad wurde das Waschbecken versetzt, um eine Toilette zu ergänzen.
- Bei einer späteren Modernisierung wurde die Tür zwischen Bad und Büro zugemauert.
- Das Fenster im inneren Wohnraum wurde zu einem Terrassenausgang erweitert.
Ein erheblicher Teil dieser Änderungen wurde privat finanziert, da sie sonst nicht realisierbar gewesen wären.
Architektonische Gestaltung
Die Fassadengestaltung ist zurückhaltend, geprägt von einem vorspringenden Giebel und einem seitlichen Risalit mit axialer Gliederung, Fensterreihen und zentralem Eingang. Die weißen Fensterrahmen mit dunkelblauen Schlagläden erzeugen eine heimatliche Wirkung.
Im Sockelbereich und an ausgewählten Mauerstellen verbinden Naturstein und Ziegelmauerwerk traditionelle Materialien mit moderner Nutzung.
Das Mansarddach ist mit rotbraunen Biberschwanzziegeln gedeckt. Die Fenster sind regelmäßig gegliedert, hochrechteckig mit Sprossengliederung, Kämpfer und Schlagläden.
Heutige Nutzung
Ein Aachener Designer ersteigerte das Gebäude und restaurierte es mit großer Sorgfalt. Durch den Verkauf wurde Wohnraum und Arbeitsplatz geschaffen.
Die Werbeagentur „Kloubert Designkonzept“ sowie die „Aixakt GmbH“ zogen mit zehn Mitarbeitenden ins neu gestaltete Forsthaus Siegel ein – ausgestattet mit Hightech für anspruchsvolle Kundschaft.
2004 nutzte auch das Zentrum für ganzheitliche Geburtshilfe „Pegasus“ mit der Aachener Hebammenpraxis die Räume – gestaltet nach den Bedürfnissen werdender Eltern. Die feierliche Eröffnung fand am 04.04.2004 statt.
Seit dem 1. Mai 2025 schreiben das Ingenieurbüro Witte und Immobilien Walz die Geschichte dieses besonderen Ortes auf einer Bürofläche von ca. 350m² mit unseren Teams in den Räumlichkeiten unter dem historischen Dach des Alten Forsthauses fort.
Walz Immobilien GmbH & Co. KG: https://immobilien-walz.de
Ingenieurbüro Witte GmbH & Co. KG: https://www.witte-ingenieurbuero.de


Sanierung und Umbau
Der Mix ist angenehm und hält auch hohen architektonischen Ansprüchen stand, ohne Substanz und Seele des Hauses zu martern. Leben kommt in das Haus durch den Charakter des Baus, durch die Ideen des Bauherrn und, ganz neu, durch eine private Geburtspraxis im Haus. Das freut den Hausherrn, denn "hier im Herzen der Natur Leben zur Welt zu bringen, das hat sowas schön Symbolisches".
Vor der Umwandlung des Stalls in ein Büro war im Haupthaus ein großzügiger Besprechungsraum im ersten Stock in Holzvertäfelung vorhanden, während es dem Oberförster oblag, für eventuelle Schreib- oder Büroarbeiten selbst Sorge zu tragen. Dieser Raum war ohne Belästigung bzw Einblick der Wohnung erreichbar, weil parterre wie oben eine Glastürtrennung bestand. (Die untere habe ich erst 1967 entfernt sie liegt in hinteren Speicher.)
Die Zentralheizung wurde wohl um 1928, also zum Einzug des 2. regulären Bewohners Hammacher eingebaut, sie stammt wohl aus einer städtischen Schule, deshalb die überdimensionierten Rohre. Sie hatte eine vollautomatische Entlüftung, die erst zu meiner Zeit wegen der vielen störenden Rohre weitgehend entfernt wurde. Im Krieg wurde unter dem großen Anbauwohnraum ein Luftschutzkeller neu geschaffen, dessen Spezialtür noch hängt. Soviel ich weiß bei gleicher Gelegenheit, vielleicht auch wegen fehlender Stabilität der Decke, wurden im Anbauwohnraum längsliegende Eisenträger eingebaut und mit Holz verkleidet. Im Speicher befand sich eine Räucherkammer. Die Küche lag bis Kriegsende in der vorderen Hälfte des inneren Wohnraums, auch oben waren hier 2 getrennte Räume. Dadurch kam dem am Eingang liegenden unteren Wohnraum, (heute Küche) eine viel wichtigere Rolle zu.
Veränderung: Zu Kriegsende war das Haus wie viele andere von Ausgebombten bewohnt, Hammacher kam erst 1948 zurück. Die Küche kam in den vorderen Raum, neben Speisekammer und Kellerausgang. Sowohl unten wie oben wurde die Trennung der beiden inneren Räume entfernt, unten entstand nach dem heute noch vorhandenen Handentwurf meines Vaters (Leiter des städt. Hochbauamtes) der offene Kamin (von Waldarbeitern gebaut). Vor dem Keller- und Hinterausgang wurde ein Windfang mit Türe gebaut, sodass man sowohl von der Küche wie vom Kaminzimmer nach draußen konnte.